T-Gruppe

Die „Trainingsgruppe (T-Gruppe)“

In Kooperation mit dem Institut für angewandte Gruppendynamik in Klagenfurt gibt es die Möglichkeit vergünstigt an einer Trainingsgruppe (T-Gruppe) teilzunehmen, sofern Plätze verfügbar sind, und sich dies an der HTW anerkennen zu lassen. Bitte nehmen Sie dazu Kontakt zu Prof. Radel auf, nachdem Sie immatrikuliert sind. 

Bitte lesen Sie vorher unbedingt hier worum es bei der T-Gruppe geht. Bevor Sie das Angebot verbindlich buchen schließen Sie bitte unbedingt einen Studienvertrag zur Anrechnung ab.

Inhalt und Ablauf der T-Gruppe

Der Fokus auf die Gruppe als eine spezifische soziale Konfiguration ist aus zwei Gründen von Bedeutung. Zum einen sind Menschen anthropologisch gesehen Gruppenwesen. Sowohl in phylogenetischer wie ontogenetischer Hinsicht sind wir als Menschen auf überschaubare Kleingruppenzusammenhänge geprägt. Zum zweiten sind Gruppen zum „Betreiben“ von Organisationen essentiell. In allen Organisationen verstärkt sich daher die Tendenz zur Team- und Gruppenarbeit, die häufig als zentraler Treibriemen angesehen wird, Organisationen zum Funktionieren zu bringen. Man hat also mit zwei „Schnittstellen“ zu tun bzw. mit zwei Verhältnissen, dem Verhältnis von Individuum und Gruppe und dem Verhältnis von Gruppe und Organisation.

Sich mit Gruppen auszukennen und sich in Gruppen „sozial kompetent“ bewegen zu können, wird zunehmend zu einer eigenen sozialen Fertigkeit. Zwar verfügt man immer schon über Gruppenerfahrungen, in der Regel liegen diese jedoch auf einer vorbewussten, „unaufgeklärten“ Ebene. Als spezifische Sozialkonfiguration ist die Gruppe ein System, das eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Diese zu kennen ist sowohl für die eigene Position in der Gruppe wichtig wie auch für die Leistungsfähigkeit und die Steuerung der ganzen Gruppe als organisatorische Einheit.

Die gruppendynamische Trainingsgruppe (Dauer der Veranstaltung: eine Woche) ist ein rekursives Lernsystem. Es werden Gruppen gebildet, deren Aufgabe darin besteht, über sich als Gruppen nachzudenken und alle darin vorkommenden und relevant erscheinenden Phänomene zu besprechen, also Gruppenprozesse zu analysieren und zu diagnostizieren. Man lernt am eigenen Beispiel: Gruppenprozesse werden gleichzeitig erlebt und beobachtet, man erhält Feedback auf das eigene Gruppenverhalten und man lernt, wie der Gruppenprozess und die eigene Position darin miteinander zusammenhängen. Der Großteil dessen, was man in der Trainingsgruppe lernt, ist daher unmittelbar erfahrungsbasiert. Die im Gruppenprozess auftauchenden Themen betreffen z.B. die Herausbildung und Veränderbarkeit individueller Rollen und Funktionen in Gruppen, die Entstehung von Normen und Standards, die Bedeutung von Einfluss und Vertrauen als strukturbildende Elemente des sozialen Geschehens, Konflikte in Gruppen, die Bedeutung von Feedback für individuelles und kollektives Lernen, die Entstehung und Bedeutung von Autorität und Führung in Gruppen, Phasen der Gruppenentwicklung, u.a.m.

Die praktische Bedeutung dieses Lernsettings im Sinne eines Lerntransfers ist eminent, da wir uns alle ständig in Gruppen bewegen. Das Erfahrene und Gelernte hat dabei ein doppeltes Anwendungsfeld, das private wie auch das berufliche Leben. Die meisten Arbeitsprozesse sind aus Komplexitäts- oder Motivationsgründen besser in Gruppen untergebracht (Arbeitsgruppen, Projektgruppen, task forces, Abteilungsgruppen etc.). Da eine „zielorientierte“ Funktionsfähigkeit des Personenaggregats Gruppe nicht einfach vorausgesetzt werden kann, stellt sich als wichtige Anschlussfrage die Frage nach der Steuerung sozialer Prozesse in Gruppen. Diese realisiert sich in einem Zusammenspiel organisatorisch bzw. hierarchisch verfügter Rahmenbedingungen und konsensorientierten Prozessen der Entscheidungsfindung. (Textauszug © ao.Univ.-Prof. Dr. Ewald E. Krainz (ifag.at))

In einer T-Gruppe erleben und beobachten die Teilnehmerinnen die Entwicklung einer Gruppe vom ersten Zusammentreffen bis zu ihrem Ende, wobei ein T-Gruppen-Setting mehrere Sitzungen täglich umfasst und über eine Woche geht. Dabei wird anhand der eigenen Gruppe und gegebenenfalls einer zweiten Gruppe, die man über einige Sitzungen hinweg beobachtet, untersucht, wie sich Gruppen entwickeln und welche Prozesse dabei zu beobachten sind.

Konkrete Inhalte

  • die Dynamik von Strukturbildungen durch Kommunikation in Gruppen,
  • die Entwicklung von Rollen in Gruppen, die Verfestigung von Rollen und deren Auflösung, wenn sie sich als hinderlich herausstellen sollten,
  • die relevanten Dimensionen in der Beobachtung von Gruppenentwicklung auf individueller, sozialer und kommunikativer Ebene,
  • die Rolle von Feedback in sozialen Prozessen. Feedback Geben als Intervention und Feedback erhalten als Entwicklungsmöglichkeit für das eigene soziale Verhalten,
  • der Umgang mit Autorität und mit Statusunterschieden in Gruppen.

Was Sie mitnehmen werden

Sie

  • erhöhen ihre Kompetenz zur Selbstreflexion über das eigene Verhalten und dessen Wirkung in Gruppen
  • lernen die Wirkung ihrer Kommunikation und ihres Verhaltens in Gruppen auf andere kennen
  • verbessern ihre Kompetenz in der Beobachtung und Analyse sozialer Phänomene und können diese zur Verbesserung sozialer Prozesse einsetzen
  • erlangen Einsichten in „blind spots“ in ihrem Verhalten und können diese konstruktiv für die eigene Weiterentwicklung nutzen.

Durch die Sensibilisierung der Wahrnehmung in Bezug auf sich selbst im Zusammenspiel mit den anderen in der Gruppe wird ein persönliches Lernpotenzial für das Intervenieren in der Organisationsentwicklung eröffnet.

Gründe, die gegen den Kurs sprechen

Die folgenden sollen Ihnen helfen zu beurteilen, ob dieser Kurs für Sie der richtige ist oder ob Sie sich für einen anderen AWE-Kurs entscheiden sollten. Personen, die Schwierigkeiten haben, Feedback zu hören und/oder es anderen zu geben, werden diesen Kurs nicht mögen.

Bitte belegen Sie diesen Kurs nicht, wenn ...

  • Sie nicht hören wollen, wie sich Ihr Verhalten auf andere auswirkt.
  • Die Themen, an denen Sie arbeiten wollen, sind intrapersonell und neigen dazu, sich mit "Warum"-Fragen zu beschäftigen.
  • Ihre Ziele stehen im Widerspruch zum Kurs. Etwa: "Ich will lernen, wie man Menschen besser manipulieren kann"; "Ich will an meinem 'dargestellten Bild' arbeiten, anstatt dass man weiß, wie ich wirklich bin."
  • Sie sehen dies als einen guten Ort, um "andere zu beobachten".
  • Sie wollen Freundschaften schließen. In diesem Kurs geht es darum, wie man effektive Beziehungen aufbaut. Freundschaften können daraus entstehen oder auch nicht, aber der Prozess des Beziehungsaufbaus erfordert es oft, Themen anzusprechen, die eine Beziehung belasten können. Studierende, die "Freundschaften" suchen, neigen möglicherweise dazu, weniger Risiken einzugehen und wenig zu lernen (und das Lernen anderer zu vermindern). 

Der Kurs wird Ihnen nicht gefallen, ...

  • wenn es Sie hart trifft, wenn jemand Ihnen gegenüber kritisch ist. Dann werden Sie diesen Kurs nicht mögen.
  • wenn Sie Schwierigkeiten haben, offen über Ihre Gefühle zu sprechen. Dann werden Sie diesen Kurs nicht mögen.
  • wenn Sie es nicht mögen, diejenigen einzubeziehen, die Ihnen das Gefühl geben könnten, verletzlich zu sein.
  • wenn Sie Widerstand erfahren, neue Wege der Interaktion auszuprobieren. 

Zwischenmenschliche Dynamik kann aufregend sein (und Spaß machen), aber sie ist auch emotional anspruchsvoll. Sie gehen bei dem, was Sie sagen und hören, Risiken ein. Man muss die emotionale Energie haben, um davon zu profitieren. Diese Energie fehlt tendenziell, wenn:

  • Sie mit externem Arbeits-/Studiumsdruck überlastet sind [zu viele Kurse belegen, in Teilzeit arbeiten usw.]
  • Ihre emotionale Energie ist woanders [es gibt eine schwere Krankheit in Ihrer Familie, Sie machen sehr schwierige Zeiten durch].
  • Sie fühlen sich durch ein anderes Ereignis negativ beeinflusst [Sie haben sich gerade von einem bedeutenden Menschen getrennt; Todesfall in der Familie, etc.], und Ihre Energie wird darauf verwendet, sich um sich selbst zu kümmern.

Dieser Kurs ist keine Therapie und auch kein Ersatz für eine Therapie.