Finanzbranche: Künstliche Intelligenz im Recruitment
Unser Projekt wurde in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen der Finanzbranche durchgeführt, welches international aufgestellt ist und für mehrere internationale Standorte rekrutiert.
Ziele des Projektes
Die Rekrutierung an verschiedenen europäischen Standorten wird zentral vom Personalbüro in Berlin gesteuert. Die Auswahl von Kandidaten beruht hierbei auf dem Prinzip des „Mutual Agreements“, bei dem die Zentrale in Berlin in Zusammenarbeit mit den Hiring Managern der ausländischen Niederlassungen Bewerber selektiert. Durch den hohen Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt und dem beginnenden „War for Talents“ wächst die Bedeutung effizienter Rekrutierung. Ziel des Unternehmens war es somit zum einen, die Schnelligkeit des Rekrutierungsprozesses zu erhöhen, sowie die im Prozess involvierten Personen zu entlasten. Gleichzeitig sollte mithilfe einer neuen Rekrutierungsmethode die Arbeitgebermarke gestärkt werden. Zur Erreichung dieser Ziele wurden wir beauftragt geeignete Lösungsanbieter im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu recherchieren und im Laufe des Semesters zu implementieren.
Vorgehen und Handlungsempfehlungen
Bereits im Vorhinein hatte sich unser Partner zu einigen Anbietern erkundigt und uns die Präferenz für eine Softwarelösung mitgeteilt. Diese bot eine All-in-One-Lösung für Video-Interviews und Pre-Hire- Bewertungen, bei der mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Bewerbervideos analysiert und Empfehlungen generiert werden. Somit konzentrierten wir uns zu Beginn auf dieses Tool, während wir nebenher eine kleine Marktrecherche zu alternativen bekannten Softwarelösungen durchführten. Hierunter fielen, neben Videorecruitment-Lösungen, Chatbot-basierte Konversationsplattformen sowie ein Language-Processing-Anbieter. Auf alle Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten, war lediglich die bereits zuvor präferierte Video-Lösung. Während in der ersten Kontaktphase mit diesem Anbieter ein hohes Kommunikationsinteresse an einer Zusammenarbeit gezeigt wurde, stellte sich schnell heraus, dass eine Zusammenarbeit nur mit Unternehmen bevorzugt ist, die in großem Umfang rekrutieren, weil die Implementierung mit hohen Kosten verbunden ist. Da unser Unternehmen nicht in diesem Bereich der Anzahl von jährlichen Rekrutierungen lag, kamen wir zu dem Ergebnis, dass sich diese All-in-One-Lösung nicht für die Umsetzung unseres Projektes eignet. Dies führte zwangsläufig zu einer Neuausrichtung unseres Projektes, da wir nach alternativen Möglichkeiten, die besser auf unser Unternehmen zugeschnitten sind, suchen mussten.
Bei unserer Recherche wurde schnell deutlich, dass es derzeit keine Anbieter gibt, die ein ganzheitliches Paket für kleinere Unternehmen anbieten. Es ging nun darum eine Kombination geeigneter Lösungen bereitzustellen. Hierbei konzentrierten wir uns nach einer weiteren Marktrecherche auf einen Anbieter von Video Recruitment ohne KI sowie einen Anbieter, der basierend auf KI-Sprachanalysen die Persönlichkeit und Fähigkeiten von Bewerbern bestimmt. Diese sollten ergänzend zur derzeit genutzten Bewerbermanagement-Software des Unternehmens genutzt werden. Bei beiden Lösungen handelt es sich um innovative und neuartige Konzepte, die gemeinsam die Ziele unseres Partners – schnellere Prozesse und die Stärkung der Arbeitgebermarke – erreichen. Die Video-Lösung erhöht die Flexibilität im Prozess, indem sie Bewerbern ermöglicht, ein Interview zu einer für sie passenden Zeit und einem passenden Ort aufzunehmen. Gleichzeitig differenziert sich das Unternehmen durch die Neuartigkeit der Methode vom stereotypischen, klassischen Bild der Finanzbranche und seinen Wettbewerbern. Die Sprachanalyse unterstützt dies ebenfalls und kann im fortgeschrittenen Rekrutierungsprozess angewendet werden, um Bewerber auf erforderliche Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten zu testen. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass die Sprachanalyse nach wissenschaftlichen Anforderungen entwickelt wurde und die Gütekriterien –
Objektivität, Reliabilität und Validität – erfüllt. Hinzuzufügen ist auch eine hohe soziale Validität, die nachweisliche eine hohe Bewerberakzeptanz bestätigt.
Erkenntnisse
Die Recherche im Bereich von KI-Lösungen für das Recruitment hat deutlich gemacht, dass Softwareanbieter hier noch nicht bereit sind eine All-in-One-Lösung für kleinere Unternehmen anzubieten. Derzeit handelt es sich häufig um Insellösungen, die sich lediglich auf einen Teilaspekt der Rekrutierung beziehen. Hier müssen Tools erst weiterentwickelt werden, bevor sie auch in Deutschland außerhalb von großen Konzernen angewendet werden können.
Projektteam
Lilly Ohl, Catalina Cytrona, Anna Groesdonk, Carolin Pfeffer